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Presse
10.11.2013, 14:09 Uhr | Übersicht | Drucken
Erst widerwillig, dann begeistert
Wandlitz (MOZ) So vielseitig wie der Barnim sind auch seine Menschen. In unserer Serie stellen wir Gesichter des Barnim vor. Bekannte und unbekannte - alle haben sie eine interessante Geschichte zu erzählen. Heute: Gemeindewehrführerin Anke Müller.





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Hätte der Wandlitzerin vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass sie einmal diese wichtige Aufgabe übernimmt, wäre sie garantiert in schallendes Gelächter verfallen. "Ich und Feuerwehr, damit habe ich nun wirklich überhaupt nichts am Hut", wäre damals garantiert ihr spontaner Kommentar gewesen.

Anke Müller erzählt das in ihrer angenehm ruhigen Art und lächelt dabei ziemlich verschmitzt. Es wirkt schon etwas komisch, wenn die oberste Verantwortliche aller Wandlitzer Feuerwehren - zu diesem Ehrenamt wurde die 42-Jährige jetzt berufen - behauptet, dafür hätte sie sich eigentlich niemals interessiert.

Aber so sei das wirklich gewesen. "Ich dachte früher immer, das müssen Verrückte sein, die freiwillig zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit sind", erinnert sich die hochgewachsene Wandlitzerin.

Mittlerweile gehört sie selbst seit acht Jahren zu diesen "Verrückten" und fühlt sich gut dabei. Dass es so gekommen ist, hängt allerdings mit einem Schlüsselerlebnis zusammen. Anke Müller hatte 2001 einen Verkehrsunfall, bei dem sie eingeklemmt in ihrem Auto auf Hilfe wartete. Und wer erreichte als erster den Unfallort? Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Klosterfelde. "Diesen Tag vergesse ich nie, es war der erste Advent 2001", sagt Anke Müller. Von da an setzte bei ihr jedenfalls ein Umdenken ein. "Ich war angetan von der Schnelligkeit und Professionalität, mit der die mich gerettet haben", erklärt sie.

Doch daran gedacht, vielleicht selbstständig einen Pieper zu tragen oder in eine Uniform zu schlüpfen, hat sie nicht. Da musste erst etwas auf Arbeit passieren: Ihr alter Chef im Wandlitzer Ordnungsamt ging in Rente, eine neue Leiterin kam. Und die übertrug Anke Müller gleich die Zuständigkeit für den Bereich Feuerwehren.

Für die studierte Verwaltungsrechtlerin brach eine Welt zusammen. "Das kann ich nicht", versuchte sie sich davor zu drücken. Aber es half nichts. Irgendwann beschloss sie jedenfalls - "da muss ich durch". Sie rief einen bekannten Feuerwehrmann an, bat ihn um Hilfe und erhielt die Antwort: "Dann tritt doch in die Freiwillige Feuerwehr ein, dort kannst du hautnah alles lernen."

"Na gut", dachte Anke Müller. Und so wurde sie zunächst widerwillig Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. "Aber nur, um für meine Arbeit etwas zu lernen", teilte sie offenkundig den anderen Kameraden mit.

Aus der anfänglichen Skepsis und den Vorbehalten ist mittlerweile Begeisterung geworden. Auch wenn ihre ganze Freizeit praktisch mit dem Thema Feuerwehr ausgefüllt ist, sie stellt zufrieden fest, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Glücklich machen sie solche Momente, in denen sie ein Dankeschön bekommt, oder ihr auch mal anerkennend auf die Schulter geklopft wird. Oder wenn sie am Ende eines Jahres die Feuerwehr-Statistik aufbereitet und feststellt, dass wieder zehn neue Ehrenamtler für den engagierten Freizeit-Job gefunden wurden. "Dann wird mir klar, ich konnte andere motivieren," freut sich Anke Müller.

Zwei Kolleginnen, mit denen sie im Wandlitzer Ordnungsamt zusammenarbeitet, hat sie jedenfalls schon angesteckt. "Die gehören nun auch zum Team der insgesamt rund 400 Freiwilligen Wandlitzer Feuerwehrmitglieder.

Rund 230 Einsätze absolvieren die Ehrenamtler pro Jahr. Anke Müller muss das jetzt praktisch in ihrer Funktion als Gemeindewehrführerin koordinieren: unter anderem festlegen, mit welchen Geräten auszurücken ist.

An wie vielen lebensrettenden Maßnahmen sie insgesamt schon beteiligt war, kann sie nicht genau sagen. Natürlich gehen ihr die "menschlichen Tragödien" manchmal auch sehr nah. Und sie sagt ehrlich: "Ich denke jeden Tag, Hauptsache mich und meine Familie trifft es nicht." Ihr Sohn und ihr Mann sind ebenfalls Freiwillige Helfer.

Einer ihrer größten Wünsche ist es, noch mehr Freiwillige für den Dienst in der Feuerwehr zu überzeugen.



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